Aufsehenerregend: Figuren aus Holz erzählen aus ihrem Alltagleben
Wenn in Weingarten Geschichte lebendig und die Stadtgründung von 1865 gefeiert wird, dann ist fsb/welfenburg dabei und bringt damalige Zeitgenossen zum Sprechen – per Holzsilhouette.
Der Weingartener Oberbürgermeister Markus Ewald war zur Eröffnung der Ausstellung „1865 – Aus Altdorf wird Weingarten“ am 19. April im Stadtmuseum im Schlössle mehr als zufrieden: Mit dem Konzept, der Vermittlung von „lebendigen Werten“ aus der Stadtgeschichte und vor allem mit den 17 Personen, die aus ihrem Leben im Jahr der Stadtgründung erzählen – als farbige Silhouetten, geschnitten aus Holz und gestaltet von fsb/welfenburg. Ewald lobte in seiner Rede die Leistung der Agentur und vor allem die von Albrecht Welkoborsky, dem Verantwortlichen: „Entwurf und Ausführung sind hervorragend geworden.“
Eine gute Woche Arbeit hatten der Grafik-Designer Albrecht Welkoborsky als langjähriger Projektleiter in Sachen Stadtmarketing Weingarten und seine Kollegin Doro Ailinger im Vorfeld der Ausstellung in das Projekt investiert. Der Input zu den möglichen Figuren als Vertretern der verschiedenen Stände im Jahr der Stadtgründung 1865 kam vom Weingartener Stadtarchivar Uwe Lohmann. Dann setzte sich Doro Ailinger an den Computer und recherchierte auf allen denkbaren Online-Plattformen nach historischen Bildern von Personen aus dem damaligen Leben, nach deren Bekleidung, ihrer Körperhaltung, nach Besonderheiten. „Den Nachtwächter beispielsweise habe ich als Scherenschnitt gefunden.“
Nachdem die Vorbilder bestimmt und mit allen Beteiligten festgelegt waren, zeichnete sie Doro Ailinger nach und setzte sie als Strichzeichnung in Adobe Illustrator um. Diese Zeichnungen gingen anschließend zur Schreinerei im Weingartener Baubetriebshof. Die Mitarbeiter dort nahmen die Herausforderung gerne an und schnitten die 17 Figuren lebensgroß und von Hand mit der Säge aus dem Holz. Sie malten sie an, setzen Text weiß auf rot auf deren Vorderseite und lackierten das Ganze. Heute stehen die Geschichtenerzählerinnen und -erzähler stabil auf kleinen Podesten: Wie der Kaufmann Julius Michler, der dem Gemeinderat erfolgreich vorschlug, in Stuttgart das Stadtrecht zu beantragen. Oder Josef Rist, der 1854 nach Nordamerika auswanderte und vorher in einem Anwesen in der Friedhofstraße lebte. Oder Wilhelm Pfleghar, seines Zeichens Metzgermeister, der – Zigarre rauchend – von den Schwierigkeiten erzählt, eine Speisewirtschaft zu eröffnen. Denn Weingarten habe schon genug Kneipen, so die damals vorherrschende Meinung im Gemeinderat.
Aber nicht nur Oberbürgermeister Ewald war bei der Ausstellungseröffnung begeistert. Auch Albrecht Welkoborsky und Doro Ailinger zeigten sich sehr angetan von der Ausführung der Figuren: „Schön, dass unsere Figuren so plastisch geworden sind. Da wird Geschichte lebendig.“